Willkommen in Bandar Seri Begawan, der Hauptstadt von Brunei, dem kleinsten, aber wohlhabendsten Land von Südostasien
Royal Brunei bringt uns von Kuching nach Brunei - pünktlich und mit einem guten Service an Bord, trotz nur einer Stunde Flugzeit. Das Gute diesmal, wir müssen uns um nichts kümmern, das Hotel holt uns ab 😎
Da wir schon um 10 Uhr gelandet sind, ist unser Zimmer natürlich noch nicht fertig oder sagen wir so, das Hotel hat seine Prinzipien. Daher können wir erst in 3,5 Stunden einchecken. Egal, dann gehen wir erstmal frühstücken und verschaffen uns einen ersten Eindruck der Stadt.
Das Café, was wir suchen, finden wir nicht, aber bei Mr. Baker ist es auch gut. Ein Strawberry Matcha Latte, Egg Benedicts mit geräuchertem Lachs auf einem Croissant und ein Stück Kuchen, so lässt es sich in den Tag starten.
Dennoch fühlt sich unsere Ankunft in Brunei fühlt ein wenig surreal an. Hinter uns liegen bereits verschiedene Reiseziele, damit verbunden auch einige Umstiege, eisige Kälte an Flughäfen und mal mehr oder weniger guter Service. Und plötzlich sind wir in Brunei, was im Nordosten von Borneo liegt und komplett vom malaysischen Bundesstaat Sarawak umgeben ist 🇧🇳
Mit nur etwa 5.765 Quadratkilometern ist es kaum größer als Mallorca. Doch das Land hat Gewicht, insbesondere durch Erdöl, Erdgas, Geschichte und Eigenart. Schließlich ist Brunei eines der letzten Länder der Welt, das von einer absoluten Monarchie regiert wird 😳
Sultan Hassanal Bolkiah ist seit 1967 im Amt und ist damit das am längsten amtierende Staatsoberhaupt weltweit. Am 15. Juli feierte er mit einen großen Parade im Taman Haji Sir Muda Omar 'Ali Saifuddien seinen 79. Geburtstag, weswegen die ganze Stadt noch mit Flaggen geschmückt ist.
Als Moslem darf er bis zu 4 Frauen haben. Seine aktuelle Ehefrau und seine 12 leiblichen Kinder leben alle im Palast. Seine beiden geschiedenen Ehefrauen leben außerhalb, da ihnen nach der Trennung alle königlichen Titel und Privilegien aberkannt wurden. Das bedeutet, auch sie sehen ihre Kinder nur selten 😱
Zudem ist das Staatsoberhaupt auch Premier-, Finanz- und Verteidigungsminister. Ob das gut ist, so ein Monarch mit umfassender Macht und immensem Reichtum? Die rund 460.000 Bruneier scheinen zufrieden. Der Lebensstandard ist hoch, Bildung und Gesundheitsversorgung sind kostenlos, die Infrastruktur ist modern. Dennoch haben wir uns die Stadt prunkvoller vorgestellt 🤔
Auf den ersten Blick wirkt alles ruhig, geordnet und sauber. Es gibt keine Hektik und keinen Lärm. Die Straßen sind breit, es gibt richtige Verkehrschilder und Ampeln und der Verkehr ist überschaubar. Das Land ist erstaunlich still für Südostasien.
Nach dem Frühstück schauen wir auf dem Kianggeh Market vorbei. Er wirkt etwas ausgestorben. Unter Wellblechdächern wird alles verkauft, was Dschungel, Meer und Gärten hergeben: Papayas, Sternfrüchte, Drachenfrüchte, acht verschiedene Sorten Bananen, Kräuter, Wurzeln sowie getrockneter Tintenfisch.
Dazwischen gibt es kleine Stände mit gedämpften Reisküchlein, die mit Bohnen oder Kokos gefüllt sind, oder Pulut Panggang, in Bananenblätter gerollter, gerösteter Klebreis mit würziger Füllung. Ganz ehrlich, so wirklich überzeugt, irgendwas zu probieren, sind wir nicht 🤫
Wenn wir den Einheimischen Glauben schenken wollen, soll sich auch der Sultan gelegentlich inkognito unter die Marktbesucher mischen. Wir laufen weiter in Richtung Stadt, vorbei an der Sultan Omar Ali Saifuddien Moschee, die wir uns später noch genauer ansehen werden. Gegenüber ist das Jabatan Hal Ehwal Syariah, die zentrale staatliche Institution zur Förderung, Verwaltung und Durchsetzung islamischer Gesetze und religiöser Angelegenheiten im Land 🙄
Wir laufen durch den Park, entlang des Flusses Sungai Brunei und setzen mit einem Wassertaxi über nach Kampung Ayer, dem größten Pfahldorf der Welt. Oft als „Venedig des Ostens“ bezeichnet, war die Siedlung das Herzstück von Brunei, in dem alle Gesellschaftsschichten lebten, von der Königsfamilie bis zu einfachen Fischern.
Davon ist leider nicht mehr viel übrig. Zumindest sehen wir nur wenige der etwa 10.000 Menschen, die in Kampung Ayer in teils alten, verfallenen und teils modernisierten Pfahlbauten mit Zugang zu Elektrizität, fließendem Wasser und Internet zu Hause sind. Was wir aber wahrnehmen, sind soziale Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten, zwei Moscheen und Geschäfte, wie den Laden der Prawn Chips herstellt, und sogar ein Gefängnis.
Das Dorf ist durch Holzdielenwege verbunden, und das Hauptverkehrsmittel sind Wassertaxis, mit denen Bewohner zwischen den einzelnen Bereichen und zum Festland pendeln. Die Gemeinde pflegt ihre kulturellen Traditionen und feiert religiöse Feste, verwandelt sich aber gleichzeitig in eine moderne Wohnsiedlung, zumindest Teile des Dorfes.
Seit den 1980er Jahren zieht es viele Bewohner in Städte und Wohngebiete an Land, angelockt von besseren Bildungsmöglichkeiten und Arbeitsplätzen vor allem im Öl- und Gassektor. Insbesondere die jungen Menschen wandern ab, weswegen die Bevölkerung des Wasserdorfs stark zurückgegangen ist, was natürlich die sozialen Strukturen und das kulturelle Erbe gefährdet. Zudem belasten Umweltprobleme wie Müll und Abwasser das Ökosystem des Flusses.
Wir sind gespannt, wie lange die Bemühungen der Regierung noch anhalten. Derzeit versuchen sie noch die Infrastruktur zu verbessern und Kampung Ayer als einzigartiges kulturelles Wahrzeichen zu erhalten. Auch wir sind zwiegespalten, dennoch möchten wir den Besuch nicht missen.
Zurück in der Innenstadt schlendern wir noch durch Einkaufszentrum und reservieren einen Tisch im Kaizen Sushi. Die Karte klang einfach zu verlockend. Dann checken wir erstmal im Hotel ein und beziehen unser Zimmer, was echt unangenehm riecht. Zum Glück lässt sich das Fenster öffnen 🙏
Wir ruhen uns ein wenig aus und streamen einen Film. Ja, auch das muss ab und an mal sein. Und dann geht’s zum Abendessen. Das Kaizen Sushi ist großartig. So modernes Sushi und Sashimi haben wir schon lange nicht mehr gegessen. Da können sich so manche Sushi Restaurants echt ne Scheibe abschneiden, auch Steffen Henssler 😂
Kurz vor 21 Uhr kehren wir ins Hotel zurück. Die Stadt ist abends etwas trubilger, es gibt verschiedene Nachtmärkte. Vielleicht eine Option für einen der nächsten Abende, zwei liegen ja noch vor uns. Wir fotografieren noch das ein oder andere beleuchtete Gebäude und dann geht’s ab ins Bett.
Morgen früh klingelt der Wecker. Bruneis verborgenes Naturjuwel erwartet uns: der Ulu Temburong Nationalpark.