Delfine im Sonnenaufgang, tolle Aussichten, ein Wasserfall, ein Tempel und heiße Quellen warten auf uns.
Wir lassen den Wecker heute ausnahmsweise gern klingeln, auch wenn es draußen noch stockdunkel ist. Wir haben eine Delfintour gebucht. Pünktlich um 5:30 Uhr bringt uns Erwin zum Strand.
Ein kurzer Schreckmoment: Wir stehen nicht auf der Liste. In Asien aber gar kein Problem, es wird kurz telefoniert und schon ist ein weiteres Boot startklar 😉 Wir steigen in ein schmales, bunt bemaltes Jukung mit seitlichen Auslegern und fahren hinaus aufs Meer.
Schnell wird klar, auch das ist nicht mehr das, was es mal war. Mark erzählt, dass die Delfine vor 14 Jahren noch vom Strand aus zu sehen waren und die Tour total idyllisch war. Heute sind wir gefühlt eines von mindestens 100 Booten 😬
Sonnenaufgang hin oder her, aber tut uns einen Gefallen, unterstützt diesen Wahnsinn nicht. Das Ganze gleicht eher einer Delfinjagd. So bald eine Gruppe Spinnerdelfine, die sich beim Springen spiralförmig drehen, auftaucht, stürmen alle hin, kreischen und schreien 😥
Den Delfinen wird förmlich der Weg abgeschnitten, so dass sie ihre eigentliche Neugier und ihren angeborenen Spieltrieb gar nicht mehr ausleben können. Kein Wunder, dass sie sich immer weiter aufs Meer zurückziehen 🐬
Vielleicht gibt es einzelne Fischer, die sich nachhaltiger verhalten, die Anbieter Wisata Dolphin Lovina, Amazing Dolphin Lovina und Dolphin Lovina Tour scheinen darauf wenig Wert zu legen.
Wir brechen die Tour vorzeitig ab und kehren zurück in unsere Unterkunft. Dort frühstücken wir in Ruhe, bevor wir uns auf Erkundungstour rund um Lovina begeben 🙃🙂 Ich muss sagen, ich bin echt positiv überrascht von Bali. Es klappt alles, wie verabredet, und es bleibt sogar noch Raum für Spontanität.
Da wir den Ulun Danu Beratan Tempel schon gesehen haben, schlägt unser Fahrer, deren Namen ich leider vergessen habe, vor in die Nähe von Bedugul vom Aussichtspunkt Hillside einen Blick auf die Zwillingsseen Danau Buyan und Danau Tamblingan zu werfen.
Wir sind einverstanden und von der eindrucksvollen Route durch den bergigen und grünen Norden Balis beeindruckt. Die Strecke führt über enge Straßen, die sich durch landwirtschaftlich genutzte Flächen und dichte Tropenwälder schlängeln, vorbei an Dörfern und kleinen Obstplantagen 🍊
Einer der schönsten Momente: Unser Fahrer trifft einen Schulfreund wieder, den er 25 Jahre nicht gesehen hat und jetzt Priester ist. Entsprechend ist sein Auto mit aufwendigen Opfergaben beladen. Er ist wohl gerade auf dem Weg zu einer Zeremonie ☺️
Wir sehen Schüler im Takt der Musik marschieren - ein befremdliches Bild. Unser Fahrer klärt uns auf, sie üben für die Parade am Unabhängigkeitstag, der am 17. August in ganz Indonesien stattfindet.
Genau 80 Jahre ist es her, dass Sukarno, der erste Präsident Indonesiens, die Unabhängigkeitserklärung vor geladenen Gästen in seinem Haus in Jakarta vorlas, rot-weißen Flaggen hisste, die Mut und Reinheit symbolisiert, und damit der niederländischen Kolonialherrschaft ein Ende bereitete 🇮🇩
Wir sind echt gespannt, was uns an diesem Tag auf Flores erwartet. Auf Bali sind schon jetzt viele Orte mit der Nationalflagge geschmückt. Zur Zeremonie gehören laut unserem Fahrer Militärformationen sowie zahlreiche traditionelle Wettbewerbe und Spiele wie zum Beispiel Baumklettern, Tauziehen, Sackhüpfen, Kissenschlachten und Wettessen mit frittierten Kräckern 🥠
Wir erreichen den Aussichtspunkt Hillside und können es nicht fassen. 150.000 IDR pro Person wollen sie für ein Foto vom See haben. Natürlich könnten wir uns wieder in ein Herz oder sonst wie in Szene setzen, aber das ist es uns nun wirklich nicht wert. Selbst der Eintritt zu den Tempeln und Wasserfällen war preiswerter 😱
Dennoch war der Weg nicht umsonst. Der Aussichtspunkt am Hillside bietet nicht nur spektakuläre Panoramablicke auf die großen, klaren Vulkanseen Danau Buyan und Danau Tamblingan, sondern auch die umliegende grüne Landschaft, die durch die Vulkane auf Bali geprägt ist.
Wie Ihr schon mitbekommen habt, sind auf Bali die Wege oft das Ziel. Wir fahren quasi wieder zurück an die Küste. Ganz in der Nähe unserer Unterkunft befindet sich nämlich der Aling Aling Wasserfall, einer der schönsten und kraftvollsten Wasserfälle Balis mit einer Fallhöhe von etwa 35 Metern 😲
Eingebettet in den üppigen Regenwald und die Reisterrassen des Secret Gardens of Sambangan, zeigt er eindrucksvoll, wie gewaltig die Kraft der Natur sein kann. Mit lauten Getöse fällt er schnurgerade in einen engen Talkessel.
Trotz seiner imposanten Erscheinung können wir den Aling Aling Wasserfall in nahezu ungestörter Atmosphäre genießen. Vielleicht liegt es an dem steilen Weg, der über ungleichmäßige Stufen führt, oder an der Abenteuerlust, die die in der Nähe liegenden Wasserfälle Kroya, Kembar und Pucuk zu bieten haben 😳
Das Schild mit der Aufschrift „Never try, never know“ sagt alles, oder? Wer möchte, kann seinen Mut unter Beweis stellen und aus 5 Metern Höhe den Wasserfall runterrutschen oder von den umliegenden Felsen und Plattformen aus 10 bis 15 Metern Höhe in die natürlichen Pools springen. Wir zollen den Waghalsigen Respekt. So mutig sind wir nicht 😜
Der Rückweg, nicht ganz der, den wir nehmen wollten oder laut Ticket nehmen sollten, führt entlang wunderschöner grün-gelber Reisterrassen. Nicht mehr lange und er wird geerntet. Es ist die Kombination aus natürlicher Schönheit und Abenteuer, die diese Wasserfälle zu einem besonderen Highlight im Norden Balis macht - wirklich sehenswert 👌
Unser nächstes Ziel ist das Brahma Arama Vihara bei Banjar, das zwischen Hügeln und Reisfeldern etwa elf Kilometer westlich der Stadt Lovina verborgen liegt. Nicht nur der Name klingt ruhig, der Ort ist stiller als vieles, was uns bisher auf der Insel begegnet ist.
Es fühlt sich an, als würden wir an einem anderen Ort ankommen. Das größte buddhistische Kloster der Insel empfängt uns mit stillen Wegen, offenen Hallen und goldenen Buddhas, die unter Frangipani-Bäumen in die Ferne blicken. Wir sind fast allein in der 1969 gegründete Anlage unterwegs 🙏
Das Besondere: Brahma Arama Vihara vereint balinesische Architektur mit buddhistischen Traditionen. Es gibt orange Ziegeldächer, geschnitzte Tore und Meditationsräume. Besonders eindrucksvoll ist die große, glockenförmige Stupa, ein Ort der Andacht. Auch eine Miniatur des berühmten Borobudur Tempels auf Java ist hier zu finden und sehr liebevoll gepflegt.
Wir schlendern durch den Garten genießen diese Stille und erinnern uns, das Wayan uns erzählt hat, dass die Balinesen unheimlich tolerant gegenüber anderen Glaubensrichtungen sind. Über 87 Prozent sind zwar Hinduisten, dennoch schließt niemand die Minderheiten wie Buddhisten, Moslime oder Christen aus 😊
Im Gegenteil, sie sind Teil der Gemeinschaft und ein Zeichen für die religiöse Vielfalt Balis. So wurde Brahma Arama Vihara 1969 gegründet, um für die Buddhisten auf Bali einen spirituellen Rückzugsort für Meditation, Gebet und Ausbildung zu schaffen.
Aber was unterscheidet eigentlich den Hinduismus vom Buddhismus oder gibt es sogar Gemeinsamkeiten? Beide Glaubensrichtungen kommen aus Indien 🇮🇳 Beide glauben, dass das, was man im Leben tut, Folgen hat - Stichwort: Karma - und dass Menschen nach dem Tod wiedergeboren werden.
Im Gegensatz zum Buddhismus gibt es im Hinduismus viele Götter, die die Menschen anbeten. Hingegen Buddha kein Gott ist, sondern ein Lehrer war, der gezeigt hat, wie man inneren Frieden finden kann. Der Hinduismus sieht die Welt als Ausdruck von Gott an, auch wenn sie manchmal nur eine Illusion ist. Der Buddhismus sagt dagegen, dass sich alles ständig verändert und das Leben oft schwierig ist, weil wir Menschen dazu neigen, an Dingen festhalten zu wollen.
Im sozialen Bereich akzeptiert der Buddhismus, dass alle Menschen gleich sind, während der Hinduismus eine Gesellschaftsordnung mit verschiedenen Kasten hat. Dennoch sind beide eng miteinander verbunden und die Menschen, die an das eine oder das andere glauben, leben insbesondere in Süd- und Südostasien oft neben- und miteinander 😊
Fast eine Stunde verbringen wir in Brahma Arama Vihara, bevor es zum Entspannen in die Banjar Hot Springs geht. Schon am Eingang liegt ein leichter, schwefeliger Duft in der Luft. Zwischen Palmen und steinernen Drachenköpfen fließt das etwa 35 Grad warme Wasser in drei Terrassenbecken. Die Drachen Naga, wie sie hier genannt werden, speien das Wasser kraftvoll, als wollten sie alles mitnehmen, was zu viel geworden ist.
Wir nutzen erst den kräftigen Wasserstrahl und tauchen dann ein. Das Hauptbecken ist bis zu 2 Meter tief - ideal, um sich treiben zu lassen und neue Energie zu tanken. Die Menge an Menschen ist angenehm, nur das Springen vom Beckenrand etwas unpassend für eine „heilige“ Quelle 💦
Der Tag hat sich gelohnt und zeigt, bucht einfach vor Ort einen privaten Fahrer und erkundet Bali stressfrei. Klar, wer mag kann auch einen Roller mieten, unseres ist es nicht, schon gar nicht bei dem dichten Verkehr. Die Rückkehr nach Lovina verläuft ruhig. Wir sind platt von den Eindrücken und den heißen Quellen 🥱
Zurück im Kayu Manis lassen wir den Tag am Pool ausklingen. Per WhatsApp telefonieren wir mit unseren Eltern, checken alle anderen Kanäle und lauschen zwischendurch einem kleinen Regenschauer. Zum Abendessen gibt es Pizza & Pasta. Einen Italiener mit einer Bewertung von 4,9 auf Google müssen wir probieren. Und tatsächlich, sogar das Tiramisu ist 1A, kein Vergleich zum Essen vom Warung Apple 👍
Nach dem obligatorischen Whiskey packen wir noch. Unsere letzten Tage auf Bali brechen an. Ab in den Süden nach Sanur.