Wir machen uns auf den Weg, um alles über die Herstellung von Panela zu erfahren.

Los geht’s in einer Chiva, dem typisch öffentlichen Transportmittel im Kolumbien zumindest auf dem Land. Innerhalb weniger Minuten funktionieren wir das Gefährt zum Partybus um und tanzen zu kolumbianischer Musik 🎶 

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Die Landschaft zieht an uns vorbei, während wir uns Kilometer um Kilometer, Kurve um Kurve die orientalischen Anden hochschrauben. Wäre das Wetter etwas besser, hätten wir eine super Aussicht auf das Tal mit Bananen- und Kaffeeplantagen 🍌

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Wo es bergauf geht, geht es meist auch wieder bergab. So auch für uns. An der schmalsten Stelle des Río Magdalena treffen die orientalische und die zentrale Andenkette aufeinander. Die Landschaft ist bezaubernd 🥰

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Unter dem kurzen Regenschauer laufen wir einfach durch und nähern uns bei guter Musik wie Lambada und Despacito einer Finca de Panela.

Übersetzen lässt sich Panela am besten mit unraffinierter Vollrohrzucker. Demnach handelt es um ein Naturprodukt, das aus dem Saft des Zuckerrohrs hergestellt wird und eine goldene bis braune Farbe sowie einen intensiven, karamellartigen Geschmack aufweist.

Die Herstellung von Panela ist ein traditioneller Prozess, der von Generation zu Generation weitergegeben wird. In den ländlichen Gebieten Kolumbiens sind ganze Familien in die Produktion eingebunden 🌱

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10-15 Arbeiter sammeln das Zuckerrohr, pressen den Saft aus, kochen ihn in großen Kesseln über offenem Feuer und gießen ihn dann in spezielle Formen zum Abkühlen. Wir kommen gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie die Blöcke aus 1 Kilogramn Panela entstehen. Sie sehen aus wie Seife 🤣

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Das ist ein echter Knochenjob. Per Hand entstehen 4.000 bis 5.000 solcher Blocks. Ja, das sind 4-5 Tonnen Panela pro Tag. Und das Ganze für gerade mal 120.000 COP, d.h. rund 30 Euro 💶

Ein Familie bewirtschaftet um die 5-6 Hektar. Mehr ist ohne Maschinen nicht machbar. Da Zuckerrohr das ganze Jahr wächst und auch jederzeit geerntet werden kann, steht die Produktion quasi nie still 😱

Um 1 Kilo Panela herzustellen, müssen etwa 10 bis 15 Kilogramm Zuckerrohr ausgepresst werden. Die Angabe ist nur pie mal Daumen, da das zum einen vom Zuckergehalt des Zuckerrohrs, zum anderen auch von der Herstellungsmethode der Panela abhängig ist.

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Kleiner Exkurs in die Geschichte: Schon die indigenen Völker Kolumbiens stellten vor der Ankunft der Spanier Panela her und pflegten diese Tradition im Laufe der Jahrhunderte. 

Heute ist Panela ein Symbol für die kolumbianische Identität und spielt eine wichtige Rolle in der lokalen Küche und Kultur.

Verkauft wird 1 Kilogramm Panela in Blöcken für rund 1 Euro. Pulverisiert ist es etwas teurer 🫣 Verwendet wird es in erster Linie zum Süßen von Getränken wie Kaffee und Limonaden sowie von Desserts und Backwaren. Aber natürlich ist es auch wichtig zur Herstellung von Arequipa.

Darüber hinaus wird Panela auch gerne für herzhafte Gerichte wie Ajiaco, eine traditionelle kolumbianische Suppe, verwendet. Diese Suppe besteht aus einer Vielzahl von Zutaten wie Huhn, Kartoffeln, Mais, Avocado und Kapern, die alle in einer Brühe gekocht werden. Panela verleiht der Brühe eine süße Note und rundet so den Geschmack ab und bringt eine ausgewogene Balance in das Aromenspiel.

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Neben Panela wird in Kolumbien natürlich auch Zucker und der ein oder andere Rum produziert, darunter der Ron Viejo de Caldas und der Ron Medellín 🥃

Während der „Ron Viejo de Caldas“ für seinen weichen, sanften Geschmack bekannt ist, entwickelt der „Ron Medellín“ aufgrund seiner längeren Reifung einen kräftigeren und komplexeren Geschmack.

Beide werden traditionell aus Zuckerrohr hergestellt und jede Charge wird separat gebrannt und gelagert. Diese Methode trägt den Namen Chargenbrennerei oder Alterungsverfahren.

Im Gegensatz dazu wird der „Ron Dictador“ aus Zuckerrohrmelasse hergestellt. Auch er zeichnet sich durch eine reiche Aromenvielfalt und seine komplexe Textur aus, die aber durch das Solera-Verfahren der Reifung entsteht.

Ursprünglich wurde die Methode in Spanien zur Herstellung von Sherry entwickelt. Für jede Charge des „Ron Dictador“ wird eine Serie von Fässern übereinander gestapelt. Im untersten Fass, dem sogeannten „Solera-Fass“, befindet sich der älteste Rum, während jedes darüber liegende Fass jüngeren Jahrgangs ist.

Wenn eine bestimmte Menge des ältesten Rums abgezapft wird, wird das Fass mit der nächst jüngeren Spirituose aufgefüllt. Dieser Prozess wird durch die gesamte Stapelung von Fässern fortgesetzt, wodurch eine gleichmäßige Mischung und Reifung über einen längeren Zeitraum hinweg erreicht wird.

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Mittags halten wir im kleinen Örtchen Isnos. Fabio, unser lokaler Guide, besucht mit uns die sogenannte Galerie. Warum? Weil ich unbedingt mal Tamal probieren möchte. Und das geht natürlich am besten dort, wo die Einheimischen essen gehen 😊

Tamal ist ein traditionelles Gericht aus Maismehl, Fleisch und Gemüse, oft mit Rosinen, Oliven, Eiern und Gewürzen gemischt. Die Zutaten werden zu einem Teig verarbeitet und dann in Bananenblätter oder Maisblätter gewickelt und gedämpft.

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Fabio schlendert mit uns noch über den Markt und lässt uns Caimo probieren. Eine unscheinbare Frucht, aber super lecker 😋 Wir kaufen noch Baumtomaten und Mangos.

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Die Empanadas sehen zu verlockend aus. Wir essen sie frisch zubereitet - sehr zur Freude der Kolumbianer. Fabio gönnt sich noch eine Portion „Gelantine“ und lässt uns probieren 😋

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Weil der Kaffee gestern so gut war, gibt es heute noch einen. Mark nimmt den Schokoladenkuchen - er will ja süß bleiben 🥰

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Auf dem Rückweg ins Hotel machen wir noch Halt, um tiefer in die faszinierende Kultur des Landes einzutauchen. Bei einem Bauern im Hof probieren wir Tejo, den Nationalsport Kolumbiens, zu spielen. Eine Tradition, die bis in präkolumbianische Zeiten zurückreicht 😃

Bereits vor Hunderten von Jahren haben die Indios begonnen Tejo zu spielen. Kleine Metallscheiben, sogenannte Tejos, werden auf eine Lehmplatte geschleudert, die mit einer Ring- oder Kreuzmarkierung versehen ist. 

In der Mitte des Lehms befindet sich kleine Papierscheiben, die mit Sprengstoff gefüllt sind. Diese gilt es zu treffen, denn dann explodiert sie mit einem lauten Knall, was für den Nervenkitzel und den Spaß sorgt.

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Wer das Ziel aus 7 Metern Entfernung genau trifft, erhält 9 Punkte. Sagen wir mal so, von 10 Männern haben zumindest 4 den Lehm beim ersten Mal getroffen. Die Frauen waren nicht wirklich besser 🤣 

Zwischendurch haben wir etwas Angst, dass die Terrasse zu sehr leidet, doch Übung macht den Meister. Jason und Christian treffen und natürlich auch Fabio. Die Runde Bier ist gesichert. Die Kolumbianer spielen zudem um Rum und Eier 🥚

Zurück im Hotel verbringen wir den Nachmittag mit den Anderen. Ganz ehrlich, die Gruppe ist schon sehr cool - das Wichtigste, der Humor stimmt 😂 Da stört es auch nicht, dass der Strom fehlt.

Das Essen gestern war so lecker, dass wir uns wieder für Forelle mit Salat und Spaghetti mit frisch gebackenem Brot entscheiden.

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Hinterher gibt es noch einen Rum bei uns auf der Terrasse - was für ein schöner Urlaub 🧳